Pressemitteilung Klage gegen Erdgasförderung
Stadt Borkum Borkum, 15.07.2022
Ordnungsabteilung
Pressemitteilung Klage gegen Erdgasförderung
Die Inseln Borkum und Juist wird mit Unterstützung der Insel Norderney heute eine Klage bei der Rechtbank in Den Haag gegen die geplante Erdgasförderung in der Nordsee eingereicht.
Die geplante Erdgasförderung befindet sich in nur 19 bzw. 29 km Entfernung vor den Inseln Schiermonnikoog und Borkum und Juist umgeben von mehreren bedeutsamen Naturschutzgebieten. Diese gehören unter anderem dem UNESCO - Weltnaturerbe und Natura 2000- Gebiet an, welche unter den höchsten europäischen Schutzstatus fallen. Die Plattform selbst soll in dem Riffgebiet der „Borkumer Steine“ erbaut werden, welches sich aktuell in einem Prüfverfahren zum Natura 2000- Gebiet befindet. Die besonderen Naturräume auf den Ostfriesischen Inseln sowie in der Nordsee werden durch Emissionen, Bautätigkeiten und wachsender Infrastruktur der Erdgasplattform stark belastet. Nicht nur die Unterwasserwelt, wozu kleine, im Sediment beheimatete Lebewesen, aber auch Fische und Schweinswale gehören, sind von den Auswirkungen von chemischen und mechanischen Eingriffen betroffen, sondern auch Vögel und wertvolle ökologische Lebensräume wie die Graudünen. Welche zusätzlichen zusammenkommenden Auswirkungen durch die verschiedenen industriellen Einflüsse, wie das Kohlekraftwerk, dem Offshore Windpark und dem Schiffsverkehr auf die sensiblen Ökosysteme einwirken und die sich daraus resultierenden Folgen sind schwer einschätzbar. Doch nicht nur diese Risiken fürchten die Inseln. Seismische Aktivitäten wie Erdbeben und Bodenabsenkungen im Zusammenhang mit dem Meeresspiegelanstieg können zu Schäden an Häusern, denkmalgeschützten Gebäuden oder Küstenschutzbauwerken führen. Dies bedroht auch den so essenziellen Tourismus auf den Inseln, sowie deren Autarkie der Trinkwasserversorgung. Mit dem Bau der Plattform und den damit verbundenen Emissionen steigt auch der CO2-und Methan- Ausstoß, was den gesetzten Klimazielen widerspricht. Ebenfalls geht Gefahr von Havarien und Unfällen im Zusammenhang mit der Plattform aus, die zu Ölteppichen vor den Inseln führen könnten und als Ergebnis schwere Umweltschäden aufweisen. Ein weiterer Aspekt, der gegen die Förderung von Erdgas spricht ist, dass der Start der Gasförderung frühestens Ende 2024 mit kleinen Fördermengen beginnen kann und deshalb zum aktuellen Versorgungsengpass keinen Beitrag leistet. Dazu kommt, dass diese Entscheidung zur Genehmigung der Plattform keine Übergangslösung für wenige Jahre darstellt, sondern die Genehmigung für einen Zeitraum von 30 Jahren oder mehr beinhaltet. Bei allem Verständnis für die aktuelle Situation der Energieversorgung ist es aus den vorgenannten Gründen für die Stadt Borkum, der Inselgemeinde Juist und auch für die Stadt Norderney ein zu hohes Risiko, welches dem zu erwartenden Nutzen von unter einem Prozent des jährlichen Jahresverbrauches von Deutschland gegenübersteht. Zu groß sind unkalkulierbaren Gefahren für Umwelt und Menschen für diese lange Zeitspanne. Diese Einschätzung teilt nicht nur die Stadt Borkum, die Inselgemeinde Juist und die Stadt Norderney, sondern auch Schiermonnikoog (NL)und weitere deutsche und niederländische Organisationen, welche ebenfalls bei Gericht eine Klage eingereicht haben. Mit der Klage gegen das Projekt Erdgasförderung in der Nordsee fordern die teilnehmenden Kommunen eine neue Risiko- Nutzen- Analyse mit dem Ergebnis der Beendigung des Projektes.